Glossar Diversität

Begriffe zum Thema verständlich erklärt

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Unsplash/ Surendran MP

Ableismus, Intersektionalität, Klassismus, kulturelles Kapital – schonmal gehört?! In unserem Glossar erklären wir wichtige Begriffe zum Thema Diversität, die im Bildungskontext eine Rolle spielen (können).

A-FG-LM-QR-Z

A-F

  • beschreibt die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen, Beeinträchtigungen und chronischen Erkrankungen, sowohl körperlich als auch geistig. Nicht alle Behinderungen sind sichtbar.

    Zum Weiterlesen:

  • wurzelt im ungleichen Machtverhältnis zwischen jungen Menschen und Erwachsenen. Aus diesem entsteht eine Ungleichbehandlung: Kinder und Jugendliche werden von Erwachsenen aufgrund ihres Alters anders behandelt, etwa belehrt, bestraft oder belächelt. Auch Lob und Belohnung können adultistisch sein, wenn dabei die höhere Machtposition ausgenutzt wird, um zum Beispiel gewünschtes Verhalten von Jüngeren zu verstärken. Adultismus ist eine Form von Ageismus, einem Sammelbegriff für die Ungleichbehandlung von Personen aufgrund ihres Alters (siehe: Diskriminierung). Adultistisches Verhalten findet sich häufig in der Familie und in pädagogischen Einrichtungen, aber auch in vielen anderen Bereichen unserer Gesellschaft.

    Zum Weiterlesen:

  • Der englische Begriff Allyship bedeutet übersetzt Verbündete. Ein:e Ally ist daher so viel wie ein:e Partner:in oder auch Verbündete:r. Die Begriffe werden unter anderem im Aktivismus verwendet: Ein:e Ally unterstützt eine diskriminierte Gruppe, ohne selbst betroffen zu sein. Es geht nicht um Mitleid oder Verständnis, sondern um den aktiven Einsatz und Engagement gegen ungleiche Machtverteilung. Doch Allyship steht teilweise auch in der Kritik, da Menschen dabei in eine Art Opfer-und-Retter-Konstellation eingeteilt werden.

    Zum Weiterlesen:

  • ist die Abkürzung für Diversity, Equity und Inclusion; auf Deutsch Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion. DEI steht daher für die Beteiligung unterschiedlicher Menschen sowie einen respektvollen Umgang miteinander. Wenn DEI draufsteht, ist bestenfalls gelebte Vielfalt drin (siehe: Diskriminierung). Inzwischen schreiben sich zum Beispiel viele Institutionen und Firmen DEI auf die Fahne. Sie wollen so etwa mehr Kund:innen ansprechen oder ihren Talentpool vergrößern, um Menschen mit verschiedenen Erfahrungen zu erreichen. Was viele kritisch sehen: DEI kann auch aus Image-Gründen hochgehalten werden.

  • beschreibt die systematische, institutionelle, sozioökonomische und interpersonelle Ausgrenzung, Abwertung und Marginalisierung von sozial konstruierten Personengruppen und eine damit einhergehende Aufwertung und Bevorteilung der als „besser“ oder „richtiger“ konstruierten Gruppen.

    Diskriminierung kann sich subtil oder offensichtlicher äußern, kann gewollt oder ungewollt auftreten. Diskriminierung ist per Gesetz untersagt. Um dagegen vorzugehen, ist hierzulande vor allem das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) wichtig.

    Ergänzung: Nicht jede Ungleichbehandlung ist verboten. Im Gegensatz zu Diskriminierung gibt es auch gerechtfertigte Ungleichbehandlung, etwa bei Filmen ab 18 Jahren, um Kinder zu schützen.

    Zum Weiterlesen:

  • bedeutet Vielfalt. Doch der Begriff wird unterschiedlich verwendet. In gesellschaftspolitischen Kontexten ist meist ein respektvoller Umgang mit verschiedenen Menschen, Gruppen und Lebensentwürfen gemeint. Diversität lässt sich anhand verschiedener Merkmale begreifen und erforschen.

    Die wichtigsten sind: Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion, Behinderung und die ethnische, kulturelle und soziale Herkunft. Diese Diversitäts-Dimensionen haben den größten Einfluss auf Ein- oder Ausgrenzung.

    Zum Weiterlesen:

  • ist der Begriff, der das Zusammenleben unter mehrdimensionalen, vielschichtigen Macht- und Herrschaftsbedingungen beschreibt. Die Dominanzgesellschaft ist von einer Geschichte geprägt, die herrschen und beherrscht werden zu ihren zentralen Ordnungskategorien gemacht hat. Diese Kategorien zeigen sich durch verschiedene Differenzlinien (Frau/Mann, weiß/Schwarz, deutsch/nicht deutsch, arm/reich usw.). Die Dominanzgesellschaft ist sich ihrer eigenen Hierarchien oft nicht bewusst.

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G-L

  • ist der englische Begriff für das, was auf Deutsch soziales Geschlecht genannt wird. Einfach gesagt umfasst Gender alles, was als typisch Frau oder typisch Mann gilt. Wichtig bei dieser Idee ist, dass zwischen biologischem Geschlecht „sex“ (z. B. Chromosomen, Genitalien) und sozialem Geschlecht „gender“ (z. B. Geschlechterrolle, Geschlechtsidentität) unterschieden wird. Es gibt auch eine eigene Wissenschaft, die die Bedeutung von Geschlecht erforscht – die Gender Studies.

    Zum Weiterlesen:

  • ist, kurz gesagt, die Summe aller Eigenheiten eines Menschen. Doch es gibt zahlreiche und komplexe, meist philosophische Theorien darüber, was Identität ist. Neben sozialer, kultureller und ethnischer Herkunft oder dem Alter spielt etwa auch die geschlechtliche Identität eine Rolle. Diese umfasst sowohl biologische und soziale Geschlechter eines Menschen (siehe: Gender) als auch seine sexuellen Orientierungen. All diese Merkmale sind ein bedeutender Teil eines Menschen – seiner Identität. Diese Merkmale sind nicht starr und verändern sich manchmal im Laufe des Lebens. Identität kann unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beschreiben.

    Zum Weiterlesen:

  • bezeichnet die Diskriminierung von Personen aufgrund mehrerer Dimensionen (z.B. Alter, Geschlecht, Religion), die miteinander verschränkt sind und sich gegenseitig beeinflussen.

  • bezeichnet die Diskriminierung von Menschen aufgrund der sozialen Herkunft und/oder der sozialen und ökonomischen Position (siehe: Diskriminierung). Es werden etwa das Einkommen, der Status oder auch die Verhältnisse, in denen eine Person groß geworden ist, bewertet – und die „niedrigere Klasse“ (als soziales Konstrukt) wird abgewertet. Der Privilegien oder Nachteile der eigenen sozialen Herkunft sind sich viele Menschen gar nicht bewusst, dabei sind sie prägend für die eigene Identität. Beispiel: Wenn zuhause aus Platzgründen ein ruhiger Ort zum Lernen fehlt, kann das den gesamten Bildungsweg eines Kindes beeinflussen.

  • Als wichtigster Indikator für das kulturelle Kapital von Kindern und Jugendlichen wird zumeist (z. B. im Rahmen der PISA-Studien) der Bildungsabschluss der Eltern herangezogen. Damit einher geht z. B. ein größerer Wortschatz. Das kulturelle Kapital beschreibt gemeinsam mit den wirtschaftlichen und ökonomischen Ressourcen den sozioökonomischen Status einer Person. 

M-Q

  • beschreibt den Prozess, in dem eine Gruppe durch Veränderungsprozesse und Hierarchisierung (historisch, strukturell, medial, sprachlich etc.) marginalisiert wird. Das Verdrängen aus der Mitte der Gesellschaft (der Dominanzgesellschaft) geht mit einer Ungleichbehandlung (siehe: Diskriminierung) zu Gunsten der dominanten Gruppe einher. Sie verlieren zum Beispiel ihren Status, Einfluss oder ihre Ressourcen (oder erhalten nie Zugang dazu). Marginalisierte Gruppen können auf ganz verschiedenen Ebenen verdrängt werden, beispielsweise wirtschaftlich, sozial oder kulturell. Typisch ist auch eine geografische Ausgrenzung, etwa durch Wohnsiedlungen am Stadtrand ohne wichtige Infrastruktur.

  • Eine in Deutschland lebende Person hat Migrationserfahrung, wenn sie selbst im Ausland geboren und im Laufe ihres Lebens zugewandert ist.

  • Eine in Deutschland lebende Person hat einen Migrationshintergrund, wenn mindestens ein Elternteil nicht als deutsche:r Staatsbürger:in geboren ist. Personen, die selbst im Ausland geboren sind, werden im Rahmen der vorliegenden Studie als Personen mit Migrationserfahrung bezeichnet. Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Begriff Migrationshintergrund in gesellschaftlichen Diskursen zu Teilhabe vor allem ein soziales Konstrukt ist. In der Regel sind mit dem Begriff die Kinder und Enkelkinder einer Gruppe von ehemaligen Gastarbeiter:innen (insbes. aus Italien, Türkei, Spanien, Griechenland, Marokko, Tunesien, Portugal, früheres Jugoslawien) gemeint. Menschen, die meist auch von der gesellschaftlichen Diskriminierungsstruktur Rassismus in Deutschland betroffen sind und u. a. die Selbstbezeichnung People of Color nutzen.

  • Pronomen werden Fürwörter genannt, weil sie stellvertretend für Namen oder Nomen stehen. Beispiel: Lisa hat Geburtstag. Sie wird 40 Jahre alt. Doch „sie/ihr“ für Frauen und „er/ihm“ für Männer bietet keinen Raum für Menschen, die nicht in die klassisch zweigeteilte Geschlechterordnung passen. Daher nutzen manche Menschen stattdessen sogenannte Neopronomen, also neue Fürwörter, die geschlechtsneutral sind, zum Beispiel „they/them“. Beispiel: They ist gerade nicht da, aber ich sage es them später.

    Ergänzung: Inzwischen werden auch Angaben zum eigenen Pronomen etwa in Signaturen oder Social-Media-Profilen immer häufiger. Sie werden auch „Gender Pronouns“ genannt und sollen offen zeigen, wie sich ein Mensch identifiziert und angesprochen werden möchte.

    Zum Weiterlesen:

  • stammt vom englischen „other“ ab, das „anders“ bedeutet. Der Begriff beschreibt den Vorgang, bei dem jemand Menschen oder eine Gruppe vom „Wir“ abgrenzt und als „die Anderen“ begreift. Häufig gehen damit eine Ungleichbehandlung einher (siehe: Diskriminierung) und eine Legitimierung für die Bevorteilung der eigenen sozialen Gruppe. Die Merkmale, mit denen Menschen Gruppen von anderen abgrenzen, sind häufig die Diversitäts-Dimensionen (siehe: Diversität). Ein typisches Beispiel für Othering wäre: Eine Person, die von der fragenden Person als nichtweiß eingeordnet wird, wird gefragt, wo sie herkommt. Hier werden die Grenzziehung und das Andersmachen deutlich: wir = weiß und deutsch. Die Anderen = nichtweiß und nicht deutsch, sondern migrantisch.

    Zum Weiterlesen:

  • Politische Selbstbezeichnung zwischen allen nicht-weißen Menschen afrikanischer, asiatischer, lateinamerikanischer, arabischer, jüdischer, indigener oder pazifischer familiärer Herkunft. Der Begriff verbindet die Erfahrungen all jener, die in weißen Dominanzgesellschaften benachteiligt und abgewertet werden.

R-Z

  • bezeichnet ein Gesellschaftssystem, in dem weiße Menschen strukturell bevorteilt werden (z.B. auf dem Arbeitsmarkt, im Bildungsbereich, bei der Wohnungssuche) und nicht-weiße Menschen institutionell und individuell benachteiligt werden. Die häufig genutzte Formel von Rassismus als „Vorurteil“ greift zu kurz, weil sie wesentliche Elemente außen vor lässt (z.B. Geschichte, Medien, Diskurse, institutionelle Praxen, Gesetze). Rassismus kann sich gegen viele konstruierte Gruppen richten, z. B. anti-muslimischer Rassismus, Gadjé-Rassismus, anti-Schwarzer Rassismus oder anti-jüdischer Rassismus.

    Zum Weiterlesen:

  • Schwarz, mit großem S geschrieben, ist eine politische Selbstbezeichnung, gewachsen aus antirassistischen & emanzipatorischen Bewegungen. Schwarz ist ein Begriff, um in akademischen und politischen Diskursen die Realitäten von Schwarzen Menschen in weißen Dominanzgesellschaften und kolonialen Kontinuitäten zu benennen.

  • ist der Vorgang, bei dem eine Person aufnahmebereit oder empfänglich gemacht wird, etwa für ein Thema, das sie davor noch nicht auf dem Schirm hatte. Das kann zum Beispiel durch Workshops oder Coachings erreicht werden. Wenn die Sensibilität für Diversität gefördert werden soll, dann wird häufig unbewussten Denk- und Verhaltensmustern, Privilegien und Machtverhältnissen auf den Grund gegangen. Das kann dabei helfen, Offenheit und Toleranz zu fördern.

    Zum Weiterlesen:

  • In das Konstrukt soziale Herkunft fließen das soziale Umfeld bzw. der familiäre Hintergrund, der sozioökonomische Status, die Jugendsozialisation, die Bildung, die ethnische Herkunft sowie die Lebensumstände einer Person ein. (Charta der Vielfalt, 2021)

  • Der sozioökonomische Status einer Person definiert sich gewöhnlich durch Beruf, Einkommen und Bildungszugang. Bei Kindern und Jugendlichen kann zur Definition des sozioökonomischen Status z. B. der wirtschaftliche, soziale und kulturelle Status des Elternhauses herangezogen werden. Sozioökonomischer Status und Migrationserfahrung bzw. -hintergrund stehen oftmals in Zusammenhang, bilden jedoch keine Kausalität.

  • bedeutet übersetzt aus dem Englischen so viel wie „verdecktes Vorurteil“ (siehe: Vorurteile). Der Begriff beschreibt, dass jeder Mensch die Welt durch seine eigenen Augen sieht. Und diese sind von unbewussten Denkmustern geprägt, zum Beispiel von früheren Erfahrungen oder Vorurteilen. Unser Bias wird aber auch von den Medien und Strukturen unserer Gesellschaft geprägt. Das kann dazu führen, dass Menschen unabsichtlich diskriminieren. Daher gilt der Unconscious bias als eine der großen Herausforderungen auf dem Weg zu mehr DEI (siehe: DEI).

    Zum Weiterlesen:

  • sind vorschnelle Urteile. Also Ansichten über Dinge, Personen oder Gruppen, ohne sie wirklich zu kennen. Und ob wir wollen oder nicht: Jeder Mensch hat Vorurteile. Sie sind normal, denn das Gehirn nutzt Schubladendenken, um Situationen schnell abzuschätzen. Doch Vorurteile können zu einem Problem werden, etwa wenn sie eine Ungleichbehandlung zur Folge haben (siehe: Diskriminierung). Besonders stark verankert sind Vorurteile, die in früher Kindheit entstanden sind, starke Emotionen hervorrufen oder das Selbstbild einer Person betreffen (siehe: Identität).

  • Weiß, klein und kursiv geschrieben, bezeichnet nicht eine Identität. Es ist ein analytischer Begriff, der von Schwarzen Theoretiker:innen entwickelt wurde, um die Struktur weißer Dominanz- und Machtverhältnisse sowie die damit verknüpfte Kontinuität von rassistischen Strukturen und Praktiken zu beschreiben.