Glossar Diversität

Begriffe zum Thema verständlich erklärt

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Unsplash/ Surendran MP

Ableismus, Intersektionalität, Klassismus, kulturelles Kapital – schonmal gehört?! In unserem Glossar erklären wir wichtige Begriffe zum Thema Diversität, die im Bildungskontext eine Rolle spielen (können).

A-FG-LM-QR-Z

A-F

  • beschreibt die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen, Beeinträchtigungen und chronischen Erkrankungen, sowohl körperlich als auch geistig. Nicht alle Behinderungen sind sichtbar.

    Zum Weiterlesen:

  • Der englische Begriff Allyship bedeutet übersetzt Verbündete. Ein:e Ally ist daher so viel wie ein:e Partner:in oder auch Verbündete:r. Die Begriffe werden unter anderem im Aktivismus verwendet: Ein:e Ally unterstützt eine diskriminierte Gruppe, ohne selbst betroffen zu sein. Es geht nicht um Mitleid oder Verständnis, sondern um den aktiven Einsatz und Engagement gegen ungleiche Machtverteilung. Doch Allyship steht teilweise auch in der Kritik, da Menschen dabei in eine Art Opfer-und-Retter-Konstellation eingeteilt werden.

    Zum Weiterlesen:

  • beschreibt die systematische, institutionelle, sozioökonomische und interpersonelle Ausgrenzung, Abwertung und Marginalisierung von sozial konstruierten Personengruppen und eine damit einhergehende Aufwertung und Bevorteilung der als „besser“ oder „richtiger“ konstruierten Gruppen.

    Diskriminierung kann sich subtil oder offensichtlicher äußern, kann gewollt oder ungewollt auftreten. Diskriminierung ist per Gesetz untersagt. Um dagegen vorzugehen, ist hierzulande vor allem das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) wichtig.

    Ergänzung: Nicht jede Ungleichbehandlung ist verboten. Im Gegensatz zu Diskriminierung gibt es auch gerechtfertigte Ungleichbehandlung, etwa bei Filmen ab 18 Jahren, um Kinder zu schützen.

    Zum Weiterlesen:

  • bedeutet Vielfalt. Doch der Begriff wird unterschiedlich verwendet. In gesellschaftspolitischen Kontexten ist meist ein respektvoller Umgang mit verschiedenen Menschen, Gruppen und Lebensentwürfen gemeint. Diversität lässt sich anhand verschiedener Merkmale begreifen und erforschen.

    Die wichtigsten sind: Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion, Behinderung und die ethnische, kulturelle und soziale Herkunft. Diese Diversitäts-Dimensionen haben den größten Einfluss auf Ein- oder Ausgrenzung.

    Zum Weiterlesen:

G-L

  • ist der englische Begriff für das, was auf Deutsch soziales Geschlecht genannt wird. Einfach gesagt umfasst Gender alles, was als typisch Frau oder typisch Mann gilt. Wichtig bei dieser Idee ist, dass zwischen biologischem Geschlecht „sex“ (z. B. Chromosomen, Genitalien) und sozialem Geschlecht „gender“ (z. B. Geschlechterrolle, Geschlechtsidentität) unterschieden wird. Es gibt auch eine eigene Wissenschaft, die die Bedeutung von Geschlecht erforscht – die Gender Studies.

    Zum Weiterlesen:

  • bezeichnet die Diskriminierung von Personen aufgrund mehrerer Dimensionen (z.B. Alter, Geschlecht, Religion), die miteinander verschränkt sind und sich gegenseitig beeinflussen.

  • bezeichnet die Diskriminierung von Menschen aufgrund der sozialen Herkunft und/oder der sozialen und ökonomischen Position (siehe: Diskriminierung). Es werden etwa das Einkommen, der Status oder auch die Verhältnisse, in denen eine Person groß geworden ist, bewertet – und die „niedrigere Klasse“ (als soziales Konstrukt) wird abgewertet. Der Privilegien oder Nachteile der eigenen sozialen Herkunft sind sich viele Menschen gar nicht bewusst, dabei sind sie prägend für die eigene Identität. Beispiel: Wenn zuhause aus Platzgründen ein ruhiger Ort zum Lernen fehlt, kann das den gesamten Bildungsweg eines Kindes beeinflussen.

  • Als wichtigster Indikator für das kulturelle Kapital von Kindern und Jugendlichen wird zumeist (z. B. im Rahmen der PISA-Studien) der Bildungsabschluss der Eltern herangezogen. Damit einher geht z. B. ein größerer Wortschatz. Das kulturelle Kapital beschreibt gemeinsam mit den wirtschaftlichen und ökonomischen Ressourcen den sozioökonomischen Status einer Person. 

M-Q

  • Eine in Deutschland lebende Person hat Migrationserfahrung, wenn sie selbst im Ausland geboren und im Laufe ihres Lebens zugewandert ist.

  • Eine in Deutschland lebende Person hat einen Migrationshintergrund, wenn mindestens ein Elternteil nicht als deutsche:r Staatsbürger:in geboren ist. Personen, die selbst im Ausland geboren sind, werden im Rahmen der vorliegenden Studie als Personen mit Migrationserfahrung bezeichnet. Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Begriff Migrationshintergrund in gesellschaftlichen Diskursen zu Teilhabe vor allem ein soziales Konstrukt ist. In der Regel sind mit dem Begriff die Kinder und Enkelkinder einer Gruppe von ehemaligen Gastarbeiter:innen (insbes. aus Italien, Türkei, Spanien, Griechenland, Marokko, Tunesien, Portugal, früheres Jugoslawien) gemeint. Menschen, die meist auch von der gesellschaftlichen Diskriminierungsstruktur Rassismus in Deutschland betroffen sind und u. a. die Selbstbezeichnung People of Color nutzen.

  • Pronomen werden Fürwörter genannt, weil sie stellvertretend für Namen oder Nomen stehen. Beispiel: Lisa hat Geburtstag. Sie wird 40 Jahre alt. Doch „sie/ihr“ für Frauen und „er/ihm“ für Männer bietet keinen Raum für Menschen, die nicht in die klassisch zweigeteilte Geschlechterordnung passen. Daher nutzen manche Menschen stattdessen sogenannte Neopronomen, also neue Fürwörter, die geschlechtsneutral sind, zum Beispiel „they/them“. Beispiel: They ist gerade nicht da, aber ich sage es them später.

    Ergänzung: Inzwischen werden auch Angaben zum eigenen Pronomen etwa in Signaturen oder Social-Media-Profilen immer häufiger. Sie werden auch „Gender Pronouns“ genannt und sollen offen zeigen, wie sich ein Mensch identifiziert und angesprochen werden möchte.

    Zum Weiterlesen:

  • Politische Selbstbezeichnung zwischen allen nicht-weißen Menschen afrikanischer, asiatischer, lateinamerikanischer, arabischer, jüdischer, indigener oder pazifischer familiärer Herkunft. Der Begriff verbindet die Erfahrungen all jener, die in weißen Dominanzgesellschaften benachteiligt und abgewertet werden.

R-Z

  • bezeichnet ein Gesellschaftssystem, in dem weiße Menschen strukturell bevorteilt werden (z.B. auf dem Arbeitsmarkt, im Bildungsbereich, bei der Wohnungssuche) und nicht-weiße Menschen institutionell und individuell benachteiligt werden. Die häufig genutzte Formel von Rassismus als „Vorurteil“ greift zu kurz, weil sie wesentliche Elemente außen vor lässt (z.B. Geschichte, Medien, Diskurse, institutionelle Praxen, Gesetze). Rassismus kann sich gegen viele konstruierte Gruppen richten, z. B. anti-muslimischer Rassismus, Gadjé-Rassismus, anti-Schwarzer Rassismus oder anti-jüdischer Rassismus.

    Zum Weiterlesen:

  • Schwarz, mit großem S geschrieben, ist eine politische Selbstbezeichnung, gewachsen aus antirassistischen & emanzipatorischen Bewegungen. Schwarz ist ein Begriff, um in akademischen und politischen Diskursen die Realitäten von Schwarzen Menschen in weißen Dominanzgesellschaften und kolonialen Kontinuitäten zu benennen.

  • In das Konstrukt soziale Herkunft fließen das soziale Umfeld bzw. der familiäre Hintergrund, der sozioökonomische Status, die Jugendsozialisation, die Bildung, die ethnische Herkunft sowie die Lebensumstände einer Person ein. (Charta der Vielfalt, 2021)

  • Der sozioökonomische Status einer Person definiert sich gewöhnlich durch Beruf, Einkommen und Bildungszugang. Bei Kindern und Jugendlichen kann zur Definition des sozioökonomischen Status z. B. der wirtschaftliche, soziale und kulturelle Status des Elternhauses herangezogen werden. Sozioökonomischer Status und Migrationserfahrung bzw. -hintergrund stehen oftmals in Zusammenhang, bilden jedoch keine Kausalität.

  • Weiß, klein und kursiv geschrieben, bezeichnet nicht eine Identität. Es ist ein analytischer Begriff, der von Schwarzen Theoretiker:innen entwickelt wurde, um die Struktur weißer Dominanz- und Machtverhältnisse sowie die damit verknüpfte Kontinuität von rassistischen Strukturen und Praktiken zu beschreiben.