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16. März 2022

Gendersensible MINT-Didaktik – ein Themenspezial auf mint-vernetzt.de

  • Didaktik
  • Gender

Geschätzte Lesedauer: ca. 4 Minuten

Nachdem wir uns im ersten Beitrag unserer Serie von Blogbeiträgen zum Thema „Mädchen und Frauen in MINT“ mit der Ausgangssituation und der Frage, wie es von hier aus weitergeht, auseinandergesetzt haben, möchten wir Euch in diesem Beitrag auf das erste Themenspezial auf mint-vernetzt.de hinweisen: Im Fokus des Spezials steht das Thema MINT-Didaktik, die Mädchen und Jungen gleichermaßen ansprechen soll. In unterschiedlichen Formaten – vom Artikel bis zum Interview – beleuchten wir Fragen wie: Für welche MINT-Inhalte interessieren sich Mädchen? Wie können Mädchen für das Programmieren begeistert werden? Warum sind manche methodischen Zugänge wirksam und andere nicht? Und welche Rolle spielen dabei Stereotype?

Aber erstmal einen Schritt zurück: Warum ist gendersensible MINT-Didaktik überhaupt ein so wichtiges Thema? Die soziale Umwelt und die Medien vermitteln Mädchen und Jungen von klein auf zahlreiche stereotype Verhaltensmuster und Vorstellungen. Dazu gehört auch das Stereotyp vom mathematisch-naturwissenschaftlich begabten Mann und von der mathematisch-naturwissenschaftlich unbegabten Frau. Mädchen beginnen deshalb zu glauben, dass sie in MINT weniger erfolgreich sein werden, und schätzen auch bei gleichen Leistungen ihre MINT-Kompetenzen schlechter ein als Jungen. Mädchen und Jungen gehen dadurch häufig mit sehr unterschiedlichen Präferenzen in Lernsituationen. Es ist wichtig, diese bei der didaktischen Gestaltung von MINT-Bildungsangeboten zu berücksichtigen, damit Mädchen und Jungen ihre MINT-Talente frei von Geschlechterstereotypen entfalten können.

Die Wissenschaftler:innen Lucia Happe, Barbora Buhnova, Anne Koziolek und Ingo Wagner haben in einer Übersichtsarbeit konkrete Handlungsempfehlungen zusammengefasst. Am Beispiel des Informatik-Bereichs zeigen sie, welche didaktischen Maßnahmen besonders wirksam sind, um das Interesse von Mädchen an Informatik, Programmieren und Computern nachhaltig zu fördern.

Wir geben Euch hier erste Beispiele, was es zu beachten gilt.

  • Es ist nicht ausreichend, den Fokus ausschließlich auf das eigentliche Coden und Programmieren zu richten, sondern man muss auch großen Wert auf den Prozess des Denkens, Entwickelns und Problemlösens legen.
  • Um bei Mädchen sowohl ein erstes Interesse zu entfachen als auch sie nachhaltig für das Programmieren zu begeistern, ist es auch von Bedeutung, den gesellschaftlichen Einfluss und den interdisziplinären Charakter der Informatik hervorzuheben, um die Relevanz des Themas und die Erfolgschancen in dem Bereich aufzuzeigen.
  • Zudem ist es hilfreich, den Mädchen interessante praktische Erfahrungsmöglichkeiten anzubieten, die auf Situationen aus der realen Welt basieren, da Mädchen insbesondere durch forschendes Lernen und durch die Möglichkeit motiviert werden, mit ihrer Arbeit einen nachhaltigen Einfluss zu erzielen.

Weitere der insgesamt 22 Maßnahmen, die die Wissenschaftler:innen identifizierten, finden sich hier in unserem Themenspezial.

Im zweiten Beitrag unseres Themenspezials geht es um die Frage, inwiefern Stereotype die Teilnahme und die Leistungen von Mädchen bei naturwissenschaftlichen Wettbewerben beeinflussen. Wir geben einen Einblick in die Hintergründe, Ergebnisse und Schlussfolgerungen des aktuellen Forschungsartikels „First steps toward gender equity in the chemistry Olympiad: Understanding the role of implicit gender-science stereotypes“ von Anneke Steegh, Tim Höffler, Lars Höft und Ilka Parchmann.

Das übergeordnete Ziel von Wissenschaftsolympiaden besteht darin, interessierte und talentierte Schülerinnen und Schüler zu identifizieren und zu fördern. Viele Mädchen befinden sich allerdings in einer benachteiligten Position, wenn sie an einer Wissenschaftsolympiade teilnehmen, da sie – den vorherrschenden Stereotypen nach – einer typisch männlichen Aktivität in einem typisch männlichen Umfeld nachgehen. Konkret bedeutet das, dass es deutsche Schülerinnen, die an nationalen Auswahlwettbewerben teilnehmen, nur selten in ein internationales Olympiade-Team schaffen. Dies ist problematisch, da die Teilnahme an wissenschaftlichen Wettbewerben mit der späteren Studienwahl eines MINT-Fachs zusammenhängt und oft auch ein Sprungbrett für die Zulassung zu Spitzenuniversitäten und für künftige Karrieren im MINT-Bereich darstellt.

Tiefergehende Einblicke in die Hintergründe und Handlungsempfehlungen der Studien-Autor:innen findet Ihr hier in unserem Themenspezial.

Ihr wollt noch mehr zum Thema Mädchen und Frauen in MINT und Didaktik erfahren? Hier findet Ihr weitere spannende Projekte und Inhalte, die wir im Rahmen des „Gender & Didaktik“-Schwerpunkts von MINTvernetzt vorstellen.

Hier findet Ihr die oben genannte Literatur und weiterführende Links:

Happe, L., Buhnova, B., Koziolek, A., & Wagner, I. (2021). Effective measures to foster girls’ interest in secondary computer science education. Education and Information Technologies, 26(3), 2811–2829. https://doi.org/10.1007/s10639-020-10379-x

Steegh, A., Höffler, T., Höft, L., & Parchmann, I. (2021). First steps toward gender equity in the chemistry Olympiad: Understanding the role of implicit gender‐science stereotypes. Journal of Research in Science Teaching, 58(1), 40–68. https://doi.org/10.1002/tea.21645

Mädchen und Frauen in MINT – wie geht es von hier aus weiter? | MINTvernetzt (mintvernetzt.de)