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Mit MINT-Bildungsangeboten wirklich alle erreichen

Warum wir uns für mehr Teilhabe und Chancengerechtigkeit einsetzen

05. September 2024 Lesedauer: ca. 6 min
Diversität
Gender
MINTvernetzt
Teilhabe
Transfer
Fünf Schüler:innen sitzen um einen Tisch und bauen Roboter, die sie selbst codieren
iStock/insta_photos

Sicher kennt Ihr das: Eure MINT-Bildungsangebote werden längst nicht von allen genutzt, die Ihr ansprechen wollt. Vor allem Kinder und Jugendliche mit diversen Hintergründen sind oft schwer zu erreichen. Warum es umso wichtiger ist, sich für mehr Teilhabe im außerschulischen Bereich starkzumachen – und wie wir von MINTvernetzt Euch dabei unterstützen –, das zeigen wir in diesem Blogbeitrag.

Im Austausch mit Euch stellen wir immer wieder fest: Es gibt ein großes Bewusstsein für Diversität in MINT-Bildungsprojekten und den Wunsch, möglichst viele Interessierte für Eure Angebote zu gewinnen. Aber es gibt auch jede Menge Hürden, die uns daran hindern, dieses Ziel zu erreichen.

Wie schaffen wir es gemeinsam, mehr Kinder und Jugendliche für MINT-Angebote zu gewinnen? Diese Frage haben wir ins Zentrum unseres Jahresthemas „Teilhabe“ gestellt. Unser Ziel ist Teilhabe im doppelten Sinne: erstens allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder ihren persönlichen Fähigkeiten Zugänge zu MINT-Angeboten zu ermöglichen. Und zweitens sie in die Lage zu versetzen, sich aktiv in die Gestaltung von Zukunftsthemen einbringen zu können. 

3 Gründe für mehr Chancengerechtigkeit und Teilhabe

Grund 1: Teilhabe ist ein Menschenrecht

Teilhabe ist schon in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 verankert.1 Sie ist die Grundlage für eine sozial gerechte Gesellschaft, in der alle Menschen gleiche Chancen haben – unabhängig von Geschlecht, Alter, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, sexueller Orientierung oder sozialer Herkunft. Denn nur wer gleichberechtigt an sämtlichen gesellschaftlichen Prozessen teilhaben kann, kann auch sein volles Potenzial entfalten und sein Leben und seine Umwelt aktiv gestalten.

Diese Chancengleichheit ist leider noch längst keine Realität. Studien zeigen zum Beispiel, dass die soziale Herkunft in Deutschland nach wie vor ganz entscheidend ist für den Bildungserfolg – und damit für den Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe.2 Ein Beispiel: Von 100 Kindern aus Haushalten mit Akademikereltern beginnen mehr als drei Viertel ein Studium. Bei Kindern aus Elternhäusern ohne Uni-Abschluss ist es gerade mal rund ein Viertel.3 Die vielfältigen Gründe dafür könnt Ihr in unserer Studie „Mehr Diversität in der MINT-Bildung“ nachlesen.

Warum das für MINT-Bildungsakteur:innen so wichtig ist? Ihr könnt mit Euren MINT-Angeboten einen Beitrag zu mehr sozialer Gerechtigkeit leisten. Außerdem sind gerade öffentlich geförderte Projekte verpflichtet, Bildung chancengerecht zu gestalten und benachteiligten Kindern und Jugendlichen zugänglich zu machen.

Grund 2: MINT-Wissen ist Zukunftswissen

Nur wer gerechte Chancen auf Bildung und ein lebenslanges Lernen hat, kann sich wirksam in gesellschaftliche Prozesse einbringen. Das gilt auch für MINT-Bildung. Denn hier geht es um Wissen zu Themen wie Digitalisierung, Klimawandel oder neuen Technologien. Wenn wir dafür sorgen wollen, dass alle Kinder und Jugendlichen diese Themen verstehen und sich an Lösungsfindungen zu globalen Zukunftsthemen beteiligen können, brauchen sie gleichberechtigten Zugang zu MINT-Bildungsangeboten.

Daher ist es wichtig, dass Ihr als MINT-Akteur:innen mögliche Barrieren bei der Entwicklung Eurer MINT-Projekte mitdenkt und die Angebote diskriminierungssensibel gestaltet.

Grund 3: Teilhabe sorgt für Vielfalt und sichert Fachkräfte

Dass es in Deutschland zu wenig Fachkräfte in MINT-Berufen gibt, ist kein Geheimnis. Aktuell liegt diese „MINT-Lücke“ bei fast 250.000 Menschen4 – und sie wird in Zukunft noch größer werden, wenn nicht verschiedene Initiativen dem Trend entgegenwirken. Einerseits können und müssen mehr Fachkräfte zuwandern. Andererseits könnt auch Ihr mit Euren MINT-Bildungsinitiativen etwas tun. Denn je mehr Kinder und Jugendliche sich für MINT begeistern, umso mehr ergreifen möglicherweise auch einen MINT-Beruf – und umso mehr Vielfalt kann hier entstehen.

Davon würde die MINT-Branche gleich doppelt profitieren. Denn es braucht diverse Perspektiven, um kreative Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Wenn Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungswelten, Ideen und Fähigkeiten zusammenarbeiten, können innovative und nachhaltige Konzepte entstehen. Vielfalt im MINT-Bereich leistet also einen wesentlichen Beitrag zur Innovations- und Zukunftsfähigkeit Deutschlands.

Warum wir uns bei MINTvernetzt für Teilhabe einsetzen

Barrieren abbauen, Chancengerechtigkeit stärken und Deutschland fit machen für die Zukunft: All das können wir durch mehr Teilhabe in der außerschulischen MINT-Bildung erreichen. Und dafür setzen wir uns verstärkt im Themenjahr „MINT & Teilhabe“ ein. Einer unserer Schwerpunkte dabei: Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien, die bislang in vielen MINT-Projekten noch unterrepräsentiert sind.

Dr. Stephanie Kowitz-Harms, Leiterin Geschäftsstelle MINTvernetzt:
„Um echte Teilhabe zu ermöglichen, müssen wir gemeinsam und ernsthaft Zugänge für diejenigen in unserer Gesellschaft schaffen, denen nicht alle Türen offenstehen. Bei MINTvernetzt sehen wir es daher als unsere Aufgabe, MINT-Bildungsakteur:innen auf ihrem Weg zu mehr Chancengerechtigkeit zu unterstützen.“


Deshalb setzen wir uns in diesem Jahr intensiv mit dem Thema Teilhabe auseinander – Auftakt war unsere Jahrestagung im März 2024. Außerdem gehen wir das Thema mit weiteren Veranstaltungen, Blogbeiträgen und Workshops gemeinsam an. Auf unserer Themenseite Teilhabe haben wir eine Lernreise mit sieben Stationen für Euch aufbereitet. Da erfahrt Ihr unter anderem, wie Ihr benachteiligte Kinder und Jugendliche besser erreicht oder was Ihr bei der Umsetzung eines entsprechenden Bildungsangebots beachten solltet. 

Prozessbegleitung: gemeinsam auf dem Weg zu mehr Teilhabe

Außerdem haben wir mit der MINTvernetzt-Lernreise Teilhabe ein Workshop-Programm entwickelt, mit dem wir MINT-Bildungsakteur:innen bei der Ausrichtung ihres Programms auf eine diversere Zielgruppe unterstützen wollen. In mehreren Etappen geht es darum, das eigene MINT-Projekt genauer unter die Lupe zu nehmen, eigene Privilegien und mögliche Stereotype zu hinterfragen und anschließend das Angebot zielgruppengerecht zu überarbeiten.

Wie sieht die Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien aus? Welche Themen sind für sie interessant? Welche Hürden stellen sich ihnen? Und wie können Schulen und andere Kooperationspartner:innen eingebunden werden, um sie zu erreichen? Das sind nur einige der Fragen, die in den ersten Workshops beleuchtet wurden.

Zu den aufbereiteten Inhalten, Erkenntnissen und Handlungsempfehlungen der Lernreise Teilhabe geht es hier.

Erste Schritte sind gemacht. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Euch weiter den Weg zu mehr Teilhabe in MINT zu gehen.

Ansprechpartnerin

Amira Bassim

MINT-Transfer

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