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Langfristig unterstützen!

Wie Mädchen auf möglichst allen Stationen ihrer Lernbiografie optimale MINT-Bildung erhalten

13. August 2024 Lesedauer: ca. 6 min
Förderung
Gender
iStock/justocker

Um das MINT-Interesse von Mädchen nachhaltig positiv zu beeinflussen, ist eine langfristige Förderung entlang der Bildungskette entscheidend. In diesem Beitrag erfahrt Ihr mehr zu den theoretischen Hintergründen und wie Ihr eine beständige MINT-Förderung für Mädchen praktisch umsetzen könnt.

Studien zeigen, dass das Interesse an bestimmten MINT-Fächern wie Technik und Ingenieurwesen vor allem bei Mädchen spätestens im Jugendalter beginnt abzunehmen.1, 2 Um dem langfristig entgegenzuwirken, spielen außerschulische MINT-Bildungsangebote eine wichtige Rolle.3, 4 

Die Forschung zeigt, dass MINT-Förderangebote für Mädchen in der Sekundarstufe zum überwiegenden Teil nicht langfristig angelegt sind, sondern nur zwischen 20 Minuten und zwei Wochen dauern.5 Kurze und vereinzelte Maßnahmen reichen jedoch nicht aus, um nachhaltige Effekte zu erzielen. Denn wenn Mädchen nach einem solchen MINT-Angebot wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückkehren, in der sie weiterhin mit stereotypen Einflüssen konfrontiert sind, kann die Förderwirkung des MINT-Angebots sehr schnell verpuffen.6

Angebote zeigen oft kurzfristige Effekte, indem sie beispielsweise das MINT-Interesse oder die Motivation der Teilnehmenden steigern. Erhebungen, die einige Zeit nach Beendigung des Programms durchgeführt werden, zeigen jedoch häufig keine dauerhaften Erfolge. Beispielsweise ergab eine Studie über ein Programm zur Steigerung der MINT-Motivation von Schüler:innen, dass die erzielte Motivationssteigerung sechs Monate nach Ende des Programms wieder deutlich nachgelassen hatte.7

Tipp 1: Früh anfangen

Ein wichtiger Schritt, um eine langfristige MINT-Förderung für Mädchen umzusetzen, besteht darin, rechtzeitig zu beginnen – das heißt deutlich vor der Pubertät. Geeignete Programme in Kindergärten, Grundschulen und außerschulischen Angeboten können die Begeisterung für MINT-Themen frühzeitig wecken. Sie bieten Mädchen die Möglichkeit, erste praktische Erfahrungen zu sammeln und weibliche Vorbilder in MINT-Berufen kennenzulernen. Auf diese Weise werden wichtige Grundlagen für die Entwicklung einer starken MINT-Identität und eines Gefühls der Zugehörigkeit zum MINT-Bereich geschaffen.8, 9
Mehr Details: Frühkindliche MINT-Bildung für Mädchen

Tipp 2: Aufbaukurse anbieten

Um Mädchen und junge Frauen möglichst langfristig auf ihrem MINT-Weg zu begleiten und zu unterstützen, könnt Ihr Euren Teilnehmerinnen anbieten, mehrmals an Euren Programmen teilzunehmen.5 Das ist besonders effektiv, wenn Ihr Aufbaukurse mit steigendem Anforderungsniveau in Eurem Repertoire habt. Zudem könnt Ihr – abhängig von den Interessen Eurer Teilnehmerinnen – bestimmte Aspekte fokussieren und vertiefen. Mehr Erfahrungen mit ihrer Selbstwirksamkeit sammeln Mädchen auch in eigenen, langfristigen Projekten.9

Tipp 3: Entlang der MINT-Bildungskette vernetzen

Am wirkungsvollsten ist es, die MINT-Bildungskette nicht zu unterbrechen, sondern so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Besonders wichtig ist eine Verknüpfung von Angeboten im Sekundarbereich – wenn das MINT-Interesse abnimmt1, 2 – mit weiterführenden Angeboten.
Daher ist es sinnvoll, sich mit Angeboten zu vernetzen, die sich an eine jüngere Altersgruppe richten. Auf diese Weise könnt Ihr bereits MINT-interessierte Teilnehmerinnen für die eigenen Angebote gewinnen und Eure Inhalte mit den vorangehenden Anbieter:innen abstimmen. Genauso könnt Ihr Teilnehmerinnen Eurer Angebote an weiterführende Kurse anderer Anbieter:innen mit höherem Schwierigkeitsgrad oder für die nächste Altersstufe vermitteln.

Tipp 4: Mentoring-Programme empfehlen

Mentoring bietet eine sehr gute Möglichkeit, Mädchen und junge Frauen bei der Planung ihrer MINT-Lernpfade zu unterstützen.10, 11 Denn Mentor:innen sind durch die individuelle Betreuungssituation in der einmaligen Lage, gezielt auf die Interessen, den Lernstand und das soziale Umfeld ihrer Mentees einzugehen. Dementsprechend können sie Empfehlungen für die nächsten Schritte aussprechen und auf geeignete außerschulische Angebote hinweisen.

Eine effektive Zusammenarbeit gelingt insbesondere mit Mentoring-Programmen, die selbst gut vernetzt sind und dadurch einen umfassenden Überblick über Fördermöglichkeiten im Umfeld ihrer Mentees haben.

Weitere Informationen:

Tipp 5: Langfristige Finanzierung sichern

Eine dauerhafte Finanzierung des eigenen MINT-Bildungsangebots über die übliche Laufzeit einzelner Förderanträge hinaus sichert den Erhalt von Anlaufstellen für MINT-interessierte Kinder und Jugendliche. Zu diesem Zweck kann auch eine Vernetzung mit Berater:innen für Fördermittel hilfreich sein. Sie geben einen Überblick über die Fördermittellandschaft und Hinweise zu aktuellen Ausschreibungen.
MINTvernetzt bietet regelmäßig Workshops und Sprechstunden zu Förderprogrammen und Finanzierungsmöglichkeiten an.

Veranstaltungstipp:

26. September 2024, 12:30–14:00 Uhr: MINTcafé Gender zum Thema „Langfristig fördern“.
Anmeldung über unsere Community-Plattform

1 Babarović, T. (2022). Development of STEM vocational interests during elementary and middle school: A cohort-sequential longitudinal study. Journal of Career Development, 49(6), S. 1230–1250. https://doi.org/10.1177/08948453211036986.
2 Frenzel, A. C., Goetz, T., Pekrun, R., & Watt, H. M. G. (2010). Development of mathematics interest in adolescence: Influences of gender, family, and school context. Journal of Research on Adolescence, 20(2), S. 507–537. https://doi.org/10.1111/j.1532-7795.2010.00645.x.
3 Young, J. R., Ortiz, N., & Young, J. L. (2016). STEMulating interest: A meta-analysis of the effects of out-of-school time on student STEM interest. International Journal of Education in Mathematics, Science and Technology, 5(1), S. 62–74.  https://ijemst.org/index.php/ijemst/article/viewFile/109/110
4 Baran, E., Canbazoglu Bilici, S., Mesutoglu, C., & Ocak, C. (2019). The impact of an out‐of‐school STEM education program on students’ attitudes toward STEM and STEM careers. School Science and Mathematics, 119(4), S. 223–235. https://doi.org/10.1111/ssm.12330.
5 Prieto-Rodriguez, E., Sincock, K., & Blackmore, K. (2020). STEM initiatives matter: Results from a systematic review of secondary school interventions for girls. International Journal of Science Education, 42(7), S. 1144–1161. https://doi.org/10.1080/09500693.2020.1749909.  
6 Ziegler, A., Reutlinger, M., & Hering, E. M. (2012). Soziotope als konstitutive Rahmenbedingungen der MINT-Förderung von Mädchen und Frauen. In: H. Stöger, A. Ziegler & M. Heilemann (Hrsg.), Mädchen und Frauen in MINT: Bedingungen von Geschlechtsunterschieden und Interventionsmöglichkeiten, S. 229–247. Münster: LIT.
7 Shin, D. D., Lee, M., & Bong, M. (2022). Science utility value intervention for elementary school students: A six-month follow-up study. International Journal of Educational Research, 113, 101954. https://doi.org/10.1016/j.ijer.2022.101954.  
8 Vincent-Ruz, P., & Schunn, C. D. (2018). The nature of science identity and its role as the driver of student choices. International Journal of STEM Education, 5(1), S. 48. https://doi.org/10.1186/s40594-018-0140-5.
9 Happe, L., Buhnova, B., Koziolek, A., & Wagner, I. (2021). Effective measures to foster girls’ interest in secondary computer science education. Education and Information Technologies, 26(3), S. 2811–2829. https://doi.org/10.1007/s10639-020-10379-x.
10 Grassinger, R. (2012). Mentoring leistungsstarker Schülerinnen und Schüler. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 7(2), S. 173–182.
11 Luo, L., & Stoeger, H. (2023). Unlocking the transformative power of mentoring for youth development in communities, schools, and talent domains. Journal of Community Psychology, 51(8), S. 3067–3082. https://doi.org/10.1002/jcop.23082.

Blogbeitrag: „Rechtzeitig beginnen!“: https://www.mint-vernetzt.de/2024/04/08/rechtzeitig-beginnen-fruehkindliche-mint-bildung-fuer-maedchen/

Ansprechpartner:innen

Dr. Michael Heilemann

MINT & Gender

Susanne Schober

MINT & Gender

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